Home Erfolgreiche Feedbackgespräche: Stärken stärker stärken Erfolgreiche Feedbackgespräche: Stärken stärker stärken CoachHub · 26 November 2021 · 4 min read Regelmäßige Feedbackgespräche können die Motivation steigern, denn allein die Tatsache, dass Mitarbeitende ein Feedback zu ihrer Arbeit erhalten, aber gleichzeitig auch Vorgesetzten ein Feedback geben können, erhöht die Motivation. Der Mitarbeitende weiß, dass seine Arbeit wertgeschätzt wird oder was er besser machen kann. Doch obwohl offenes und konstruktives Feedback in Unternehmen einen hohen Stellenwert hat, wissen nur wenige, wie man gute und konstruktive Feedbackgespräche führt oder regelmäßig am Arbeitsplatz Feedback gibt und entgegen nimmt. Um ein besseres Gefühl für dieses Thema zu bekommen, möchte ich gerne ein Übung zeigen, die ich gerne im Coaching oder Seminaren: Wer war ein Held oder eine Heldin deiner Kindheit/ Jugend? Das kann jemand reales wie die Lateinlehrerin oder eine fiktive Person sein, Michel aus Lönneberga oder Rambo oder oder oder Überleg mal: Welche besonderen Qualitäten hast du an dieser Helden, an diesem Held toll gefunden? Wenn du magst, schreibe dir zwei, drei Notizen auf. Dritte kurze Frage: In den letzten anderthalb Jahren, wo so viel Umbruch zu bewältigen, so viel Ungewissheit zu meistern, mit so viel Unmut zurecht zu kommen war: welche deiner Stärken haben da geholfen, dir selbst und anderen? Vielleicht sind das auch Stärken, die du an deiner Heldin, deinem Held bewunderst – vielleicht sind es noch mal andere. Bevor du weiter liest: Mut und Experimentierfreude zählen wahrscheinlich schon mal jetzt zu deinen Stärken, wenn du dich auf diese Übungen eingelassen hast – Gratulation! Wer die Partnerin, den Kollegen, den Chef mal so richtig ins Stottern bringen will, die oder der sollte ihm eine Frage stellen: „Was sind eigentlich deine Stärken?“ Studien von Alex Linley zufolge kann gerade mal jedeR Dritte auf diese Frage antworten, nicht einmal jede/ jeder vierte Beschäftige sagt von sich, sie oder er könne im Alltag eigene Stärken einbringen. Das ist schade. Und das ist dysfunktional. Für das Leben, für die Liebe, für die Arbeit. Denn wir wissen aus etlichen Studien der letzten 20 Jahre zum Thema Stärken mehr als zu fast jedem anderen Bereich der positiven Psychologie. Demzufolge sind Menschen, die ihre Stärken kennen und auf die Straße bringen können: motivierter resilienter in Krisensituationen zufriedener mit ihren Partnerschaften hartnäckiger in der Verfolgung von Zielen glücklicher und und und Es lohnt sich also, Stärken zu erkennen, wertzuschätzen, zu sehen. Bei sich und bei anderen. Als HR-Verantwortlicher, als Chefin – und natürlich als Coach. Deshalb gehört das Thema Stärken aus meiner Sicht in so gut wie jedem Coaching-Prozess irgendwann mal dazu. Die meisten Menschen sind blind für die eigenen Stärken, sie liegen quasi im toten Winkel unserer Wahrnehmung. Wer begeisterungsfähig ist, für die oder den ist es selbstverständlich, andere anstecken zu können. Wer immer super korrekt ist, dem fällt es gar nicht auf, mit welcher Präzision sie oder er an Dinge heran geht. Die eigene Wärme und Liebenswürdigkeit ist empathischen Menschen in der Regel nicht bewusst – und so weiter. Auch weil Führungskräfte es häufig nicht gelernt haben, weder in der Schule, noch im Elternhaus, noch durch Coachings oder Trainings, die Qualitäten ihrer MItarbeitenden wertschätzen und loben zu können. Stärken zu benennen gilt außerdem vielen Menschen als arrogant, überheblich – oder als motivationsfeindlich. „Er lehnt sich doch nur zurück, wenn er zu viel gelobt wird“ – so denken insgeheim viele Führende. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist: Von vielen Menschen, die gekündigt hätten, weil sie zu sehr gelobt worden wären von Kolleg innen und Chefinnen, habe ich noch nicht gehört. Genauer gesagt: noch von keiner einzigen. Die meisten Menschen kündigen nicht, weil sie zu wenig verdienen oder zu langweilige Aufgaben haben. Die meisten Menschen kündigen, weil sie zu wenig gesehen und gewertschätzt werden, von Kollegen und Führungskraft. In den USA ist schon von „the great quit“ die Rede, und es wird wohl auch hier in vielen Branchen auf eine absolute Knappheit an Fachkräften und Führungspersönlichkeiten hinauslaufen. Das heißt, dass es immer wichtiger wird für Unternehmen, Talente zu finden und zu binden. So ist schon allein aus wirtschaftlichen Gründen das Stärken von Stärken überlebensnotwendig. Abgesehen davon macht es einfach mehr Spaß, in dem gesehen zu werden, was man gut kann. Man arbeitet dann engagierter und motivierter. Welche zwei oder drei Dinge sind dir in letzter Zeit gut gelungen im Job? Welche Stärken haben dir bei diesen Fortschritten geholfen? Das wär so eine nächste Frage, die Coaches, aber auch Führungskräften sich selbst und ihren Mitarbeitenden stellen könnten. Stellen sollten. Stellen müssen! Coachings, gezieltes Stärkenfeedback, zum Beispiel im Jahresgespräch, oder formelle Stärken-Assessments wie etwa der via-Test können dabei helfen, Stärken erfahrbar zu machen. „Soll ich dann gar nicht mehr über Schwächen sprechen?“ Das werde ich manchmal gefragt. Meine Meinung: auf gar keinen Fall, Schwächen sind genauso wie Stärken Teil unseres menschlichen So-Seins, in Arbeit, Liebe, Familie. Schwächen aufzeigen, Schwächen verbessern, Schwächen wegdelegieren: All das können konstruktive Wege sein, mit Mängeln und Macken umzugehen. Aber das wichtigste dabei ist: Gar nicht zu sehr auf die Defizite zu fokussieren. Denn wenn wir die Stärken mehr in den Blick nehmen, werden die Schwächen weniger relevant. Viel Erfolg und Spaß dabei! Teilen Über den Autor: Christian Thiele ist Coach bei Coachhub und Teil des Trainerteams der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie. Sein Buch „Stärken erkennen und nutzen“ ist vor kurzem bei Haufe erschienen, sein Audiokurs „Stärken stärken als Führungskraft“ startet demnächst. 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